Am 18.08.2024 wird um 10:30 Uhr das Länderspiel der Ü80-Nationalmannschaften zwischen Deutschland und Niederlande angepfiffen. „Das ist eine super Gelegenheit, das Ergebnis des Olympia-Goldfinales der Honamas zu korrigieren“, scherzt unser 1V.
In Goslar findet zum ersten Mal in Deutschland ein internationales Freundschaftsspiel zwischen zwei Ü80-Hockeyteams statt!

Die Spieler aus den Niederlanden und Deutschland treten damit den Beweis an, dass Hockey zu den Lifetime-Sportarten zu zählen ist, da man Hockey von Kindesbeinen bis ins hohe Alter in einer Mannschaft und auch auf internationalem Niveau betreiben kann.
Gleichwohl schlug erst 1998 zur 9. Hockeyweltmeisterschaft der Damen und Herren in Utrecht die Geburtsstunde der internationalen Wettbewerbe für ältere Hockeyspieler und -spielerinnen. Um bei dieser WM in den hockeyverwöhnten Niederlanden eine breite Beachtung zu erzielen, lud man erstmalig im Rahmenprogramm offiziell auch zu verschiedenen Turnieren für nationale Vertretungen der Ü30-Seniorinnen und der Ü60-Veteranen ein.

Da man im Deutschen Hockey-Bund (DHB) für die an diese Altersklassen gerichtete Einladungen keine Ansprechpersonen hatte, reichte der damalige Präsident Michael Krause die Einladungen kurzerhand an ihm bekannte Aktive aus diesen Altersklassen weiter und ließ ihnen freie Hand.
Recht leicht fiel es den deutschen Ü30-Seniorinnen, ein starkes Team und – wie der Turniersieg zeigte – auch erfolgreiches Team aus ehemaligen National- und guten Bundesligaspielerinnen zusammenzustellen; man kannte sich noch vom Ligabetrieb. Trotzdem blieb dieses Turnier für lange Zeit die einzige Initiative im Hockey für Seniorinnen.
Wesentlich schwieriger gestaltete sich die Situation bei den Ü60-Veteranen. Nur über Aufrufe in der Deutschen Hockey-Zeitung fanden sich 30 interessierte und noch aktive Veteranen. Unter der Federführung von Klaus Bierett vom Düsseldorfer HC organisierte man sich selbst und leistete sich mit dem ehemaligen Damen-Bundestrainer Werner Nowak einen erfahrenen Coach, der bei einem Lehrgang in Düsseldorf die 20-köpfige deutsche Ü60-Vertretung für das Turnier in den Niederlanden auswählte.
Wie die deutschen Nationalmannschaften der Damen (Danas) und Herren (Honamas) bei der 9. WM erreichten die deutschen Ü60-Veteranen vollkommen unerwartet beim ersten offiziellen Ü60-Turnier ebenfalls den 3. Platz. Es war die Begeisterung unter allen Teilnehmern, die mit diesem Turnier eine weltweite Bewegung auslöste. Man beschloss, entsprechende Turniere jetzt regelmäßig zu veranstalten. Ab 2000 bereitete man die Gründung eines eigenen Weltverbands vor, der World Grand Masters Association (WGMA), der schon nach kurzer Zeit vom Internationalen Hockey Verband(FIH) anerkannt wurde. 2004 wurde Peter Child, ein gebürtiger Engländer, der schon seit sehr vielen Jahren in München lebte, zum ersten Präsidenten der WGMA gewählt. Er bekleidete dieses Amt bis 2014, das aktuell der Engländer John Willmott ausübt.
Da die Deutschen mit einem Durchschnittsalter von 63 Jahren zu den ältesten Spielern in Utrecht zählten, unterstützten sie die Einführung von Altersklassen, so dass bei den Folgeturnieren die älteren Spieler in einer Ü65, später in einer Ü70 und Ü75 teilnehmen konnten. Seit 2019 spielen jetzt die Ü80-Teams aus England und den Niederlanden mindestens einmal im Jahr gegeneinander und treffen ab und an auch auf ihre australischen Altersgenossen und das multinationale Team des Alliance HC.
Da wir in Deutschland, anders als z.B. in den Niederlanden, für Senioren und Veteranen keinen von den Verbänden strukturierten Spielverkehr kennen, war man nach Utrecht gezwungen, sich nicht nur selbst zu organisieren, sondern auch selbst zu finanzieren. Losgelöst vom DHB gründete man das „Team Germany Ü60“, das u.a. mit den Herren Stinnes und Buddenberg an der Spitze für mehr als 20 Jahre die Entwicklung forcierte. Man konnte nicht nur auf verschiedene EM- und WM-Titel verweisen, sondern auch die Zahl der interessierten Spieler deutlich steigern: Aus dem einen Team in Utrecht wurden z.B. zur EM 2019 in Brasschaat (Belgien)sechs Teams in vier Altersklassen. Trotz aller Erfolge stehen den deutschen Senioren und Veteranen deutlich wenigerAktive als in den anderen „großen“ Hockeynationen zur Verfügung, so dass die Entwicklungen nur mit zeitlichen Verzögerungen aufgegriffen werden können.
Wenn nun in Deutschland zum ersten Mal auch Ü80-Spieler zum Zuge kommen, liegt das an einer Idee von zwei Freunden aus der Goslarer Hockeyjugend, die aus Anlass ihrer 80. Geburtstage in diesem Jahr ein Hockeyspiel organisieren wollten.
„Ein Wort ergab das andere, und so wurde das erste deutsche Ü80-Team zusammengestellt und ein Spiel gegen die alten Freunde vergangener Jahre aus den Niederlanden organisiert“, berichtet Edgar Feil, der neben Dieter Schumburg für Deutschland und den Goslarer Hockey Club 09 e.V. auflaufen wird, und schmunzelt: „Hans-Werner Schrader aus Hamburg war an all dem nicht ganz unbeteiligt.“
Die Niederländischen Gäste und die Deutschen Spieler, die aus dem ganzen Bundesgebiet anreisen, verbringen ein langesWochenende in Goslar. „Wir machen reichlich Werbung für unsere schöne Stadt und haben ein Rahmenprogramm u.a. mit einem Empfang im Rathaus und einer geführten Stadtbesichtigung ausgearbeitet. Unterkünfte und Lokale sind gebucht“, sagt Volker Barckmann, 1. Vorsitzender des Goslarer Hockey Club 09 e.V.
Das Länderspiel findet am Sonntag, den 18.08.2024 auf dem Hockeyplatz an der Schützenallee in Goslar statt und wird um 10:30 Uhr angepfiffen. „Wir haben unsere Anlage für dieses außergewöhnliche Ereignis gründlich durchgefegt, sind bestens vorbereitet und freuen uns sehr über schönes Wetter und zahlreiche Besucher“, so Barckmann.